Bitte was?! 38° Grad im Schatten. Um 16:00 Uhr. Ich bin in Tamworth und probe für die nächste Woche. Am Donnerstag beginnt hier in Tamworth das Country Music Festival. Schwerpunkt Country plus jede Menge anderes musikalisches Zeugs schwirren hier durch die Stadt. Ich habe das Programmheft gelesen, überflogen, was auch immer. Jeden Tag von 6 – 24 Uhr zocken hier Leute in der Stadt. In vielen Bars, Pubs, Clubs. 50000 Einwohner hat die Stadt und bald werden hier Festivalgäste eintrudeln und sie zum Überlaufen bringen.
Bis dahin proben wir und bereiten uns vor. Heute habe ich den ganzen Tag Bass gezockt. Das war so gut und anstrengend zugleich. 38° im Schatten sind für mich eine Neuheit. In der Sonne ist es ohne Hut und Brille nicht auszuhalten. Da bleibe ich lieber drinnen. Gast bin ich bei Brookie und Dan, zwei Mitglieder des Supper Clubs. Sie bewohnen ein hübsches Haus im Altbaustil im Norden Tamworths. Auf einem Hügel am Stadtrand. Hohe Decken, Holzdielen- Hey?! Berlin? Das Haus ist gut 90 Jahre alt und wahrscheinlich wegen der aufsteigenden Hitze sind die Decken hoch gesetzt. Da kann die heiße Luft keine Leute nerven. 😉 Wenn ich einen Blick aus dem Fenster werfe, sehe ich eine breitflächig gebaute Stadt mit überwiegend eingeschossigen Häusern. Ringsum halbdürre Graslandschaft mit Bäumen, die wie wahllos vom Himmel runtergeworfen in der Prärie stehen. Prärie? Winnetou kommt auch bald um die Ecke. Ja- hier fühlt sich alles wie im Wilden Westen an. Obwohl ich noch nicht weit im Inland Australiens bin, bildet die Stadt für mich einen Zufluchtsort. ‚Verlass‘ nicht die Tore, sonst bist du verloren‘ klingt es in meinen Ohren. Ringsum gibt es hier und da Dörfer aber sonst nur weites Grasland und Hügel. ‚Jemand „The Hills Have Eyes“ geschaut? Hat was davon hier. Die Dämmerung, das Aufgehen und Verschwinden der Sonne in den Hügeln, ist spektakulär. Da will ich gleich auf dem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt mit der Begleitung meiner Wahl herumsitzen und Ben & Jerrys löffeln, während der Sternhimmel dank fehlender Lichtverschmutzung tausende Blinklichter offenbahrt.
Wertvoll ist auch die Erfahrung, das australische Landleben abseits der Touristengebiete kennenzulernen. Hier ist kein Backpacker, keine Urlauber, kein Trubel (bis zum Festival jedenfalls). Eine Stadt, die vor sich hin lebt und zu der man von Sydney aus 5-6 Autostunden fahren muss. Klimatisierte Wohnungen, Supermärkte und Bars. Junge Straßenzüge, kaum mehrstöckige Häuser. In Australien hat man Platz, da baut man in die Fläche. Auch die Straßen sind derart breit gelegt, einige von ihnen messen mehr als die doppelte Breite als ihre Pendants in Deutschland. Weite T-Shirts, Shorts, Sonnenbrille und Flip-Flops flappen auf ihren Trägern durch die Straßen, legär, easy. Und das übliche ’no worries‘ nach dem täglich 50x zu hörenden ‚How’re you goin‘?‘
Kurz vor Tamworth war ich in Wyong im Cloud Studio. Studio Closing Down Party. Dort habe ich fantastisches erlebt. Die Geschichte dazu ist Teil eines in der Lausitzer Rundschau erscheinenden Artikels. Sobald der raus ist, gibt es hier einen extra Post dazu. Bis bald.