Die Tour geht zu Ende. Gestern abend spielten wir den letzten Gig in Memmingen. Ein paar Umrisse:
Über den letzten Tagen hängt der Eindruck: Wie schön ist Südwestdeutschland? Wer eine Reise in hügelige, sonnendurchflutete Weinbaugebiete machen will, reise in die Gegend um Stuttgart. Bildhaft, wie gemalt und historisch (Limes) schlängelt sich die Landschaft um die Augen. Mission Deutschland entdecken ist ein Abenteuer.
Wir spielen am Freitag in einem kleinen Ort namens Kürnbach. Dort gibt es ein nobles Restaurant. Karl- Heinz und Heidrun Weiss haben sich dort Edles aufgebaut. Abgelegen am Hügelwaldrand, gibt es dort dann und wann Gemeinschaftsabendessen. Richtig gutes Essen, richtig gute Musik 😉 Mehrere Gänge Essen, mehrere Gänge Musik. Wir wechselten uns ab mit Vorspeisen, Hauptgang und Dessert. Und warfen am Ende noch ein Zugabenbonbon hinterher. Die Band war aufgeteilt, ich spielte mit Marcus und Andrew nur zu dritt. Marc und Chris waren derweil schon in Memmingen. Mehr Platz wäre auch nicht gewesen. Eine definitiv ehrlichste Erfahrung, den Leuten die Bassgrooves auf den Teller zu schleudern. Ein behörtes Publikum, viele ältere Frauen konnten einige unsere Stücke geographisch einordnen – Wo kommt dieses Stück her, welchen Ländergeist atmet ein anderes? Wir liefen um die Tische und Gäste herum, jeder bekam ein paar Soli mit, dann und wann stand ich im Bühnenbereich ganz allein herum und groovte die Begleitung. Marcus und Andrew waren mit ihren Geigen irgendwo zwischen Gabel und Weinglas verschwunden.
Das Dreieick Stuttgart/Karlsruhe/Heilbronn – eine Reiseempfehlung!
Am nächsten Tag nach Memmingen. Dort warteten Chris und Marc bereits. Marcus meinte, er will den Wasser- und Ölstand meines Autos überprüfen. Danke für den väterlichen Zug,- aber nein! Ich kenne mein Auto. 10 Minuten gefahren, fällt der Tacho aus. Warnleuchte für Motorelektrik meldet sich. Angehalten, nachgeschaut- oje, tiefes Land, Samstagmittag. Hat der Marder da wieder ne Party im Motorraum gefeiert? Sieht alles gut aus, Werkstatt suchen. Hoffentlich ist es bloß eine Sicherung. Der Meister, den wir in einer großen Werkstatt finden hat keinen Bock und meint: „Erscht Mountahgmittarg könnwa rainguckä“ Ok- weiter. Ich bin zuversichtlich, dass es bloß eine Sicherung ist. Bevor wir nach Memmingen kommen, stecken wir bei 33° im Stau. Klimaanlage gibt es in meinem Flitzer nicht. Schwitzen. Eine Geduldsübung. (In dem Zimmer, in dem ich gerade sitze, hängt ein Schild: „Geduld ist die Kunst, nur langsam wütend zu werden“)
Wir kommen irgendwann in Memmingen an und ich besorge mir ein paar Sicherungen. Eingebaut, Check. Das wars. Gut. Reconnect – Marc und Chris auffinden, ab zum Festival. Mitten im Park. Memmingen ist eine alte Stadt, noch mit historischer Mauer und bildhübschem Zentrum. Reiseempfehlung Nummer zwei. Basskram ablegen, rumrennen, runterkommen im Stadtzentrum bei Barbara in einem alten Rundhaus. Auf dem Festival spielen zwei Frauen, Vivid Curls, ein Gitarrenduo. Barfüßiger Strahleakkord-Sommerkleidpop in schwäbischem Dialekt! Ämm jaa 😀
Später stehen wir vor vielen Hundert auf der Bühne und zelebrieren ein letztes starkes Konzert. Ein Traum von einer Sommernacht hier im südlichen Deutschland. Offene Bühne, warme Winde. Offener Himmel. Sterne, Gäste tanzen, feiern, ganz gemütlich. Eine Szene wie aus einem Kinderbuch.
Süßestes Bonbon für mich: Rick, der Organisator, ein ausgewanderter Australier spielt am Ende noch vier Songs. Los, alle Musiker auf die Bühne. Da waren dann Sänger/Gitarre, Kontrabass, Banjo, zwei Geigen, Percussionist/ Didgeridoo, eine E-Gitarre und zwei Mandolinenspieler auf der Bühne. Barbara, bei der wir im Rundhaus übernachten, spielt Kontrabass. Das Bonbon heißt Mandoline! In Dänemark nahm ich das Ding zum ersten Mal in die Hand und gestern hatte ich meinen ersten Gig ever mit der Mandoline! YEEHAA! 🙂 Ich brauche unbedingt so ein Teil, ich habe mich schnell eingefunden und: Himmel, ist das Teil für Groove geschaffen!! Klar, Melodieinstrument pur. Aber das macht Fetsch! Ich hatte mich mit Andrew in den Mandolinensoli abgewechselt. Aber Hey! Was für ein Spaß!
Jetzt Frühstück, dann los. Daumen drücken für die staufreie Autobahn.